Die Autorinnen und Autoren porträtieren nicht nur Täter im engeren, strafrechtlichen Sinne. Die Leserinnen und Leser begegnen sowohl Schreibtischtätern in Partei, Verwaltung, Polizei, Kultur, Justiz und Medizin als auch berüchtigten KZ-Aufsehern oder Denunzianten. Auch Profiteure des Regimes werden vorgestellt, etwa diejenigen, die sich im Zug der „Arisierung“ bereicherten. Auf diese Weise zeichnet sich ein Querschnitt durch die bürgerliche Gesellschaft des frühen 20. Jahrhunderts ab.
Die dritte, erweiterte Auflage enthält zwei neue Kapitel. In „Ferdinand Porsche II“ geht es um den jüdischen Porsche-Gesellschafter Adolf Rosenberger, der aus dem Unternehmen verdrängt wurde. Ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit Antisemitismus und Rassismus nach dem Krieg. Die beiden Autorinnen wollen wissen, wie es 1946 zum Tod eines Auschwitz-Überlebenden in einem Stuttgarter Lager für Displaced Persons kommen konnte. Er war bei einer Razzia von einer Polizeikugel getroffen worden.
Der Herausgeber schildert in einem umfangreichen Vorwort zur 3. Auflage die Wirkungsgeschichte des Buches, die juristischen Auseinandersetzungen mit dem Nachkommen eines ehemaligen Täters. Er hatte versucht, das Erscheinen des Buches zu verhindern. Das Verfahren endete schließlich am Landgericht Stuttgart.
Zur Stuttgarter NS-Täter-Homepage:
https://www.stuttgarter-ns-taeter.de/
Medienstimmen
Als Erster überhaupt hat Hermann G. Abmayr den Versuch gewagt, mithilfe von erfahrenen und kenntnisreichen Autoren ein Buch zu machen über diejenigen, die das Grauen der Hitlerdiktatur in Stuttgart verkörpert oder sich zunutze gemacht haben.
Thomas Borgmann in Stuttgarter Zeitung
Die Recherchen des Journalisten Ulrich Viehöver setzen dem Mythos Porsche zu.
Nils Klawitter in «Der Spiegel»
Mich erschreckt, wie nahe die Charaktere der damaligen Täter unserer heutigen Zeit sind.
Wolfgang Schorlau, Schriftsteller
… Das Schweigen über die Stuttgarter Täter zu brechen und einen weiteren Teil deutscher NS-Geschichte aufzuarbeiten, ist eine Intention des Buches. Darüber hinaus soll es, so der gemeinsame Tenor der Autoren, Warnung sein und ein Aufruf zur Achtsamkeit. Schliesslich könne man, so Peter Grohmann in seinem Nachwort, nicht nur den «Altvorderen mangelnde Zivilcourage, fehlenden Mut, fehlenden Widerspruchsgeist» vorwerfen, man müsse auch den Blick auf das Jetzt und Heute lenken. Hinschauen statt Wegschauen, Sprechen statt Schweigen. Das ist es, was das Buch die Leser lehren möchte.
Uta Kanis-Seyfried, Schweizerische Ärztezeitung, Nr. 18, 2010
Bei diesem zweifellos sehr verdienstvollen Buch stellt sich die Frage, inwieweit es für die politische Bildung einsetzbar ist. Dies kann uneingeschränkt bejaht werden. Denn zum einen vermag die räumliche Konzentration auf Stuttgart an das nach wie vor wachsende Interesse an der Geschichte des unmittelbaren Lebensumfeldes anknüpfen. Zum anderen ist der durchgängig biografische Ansatz hervorragend dazu geeignet, historische Laien und vor allem auch junge Menschen an dieses Thema heranzuführen.
Zdenek Zofka, in «Der Bürger im Staat» (Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg), 2-2010
Dass der zuständige Staatsapparat, in diesem Fall das baden-württembergische Kultusministerium, solche Werke nicht selbstverständlich (und in hoher Auflage) für den Geschichtsunterricht zur Verfügung stellt, signalisiert, welche Wegstrecken des Lernens Behörden und Verantwortliche in der deutschen Demokratie noch vor sich haben.
Wolfgang Stotz in «WOZ. Die Wochenzeitung», 1. September 2011
Das Buch «Stuttgarter NS-Täter» kann und sollte für andere Städte Anlass zu eigenen Recherchen sein. Zu lange sind; nach der ersten, oft dürftigen Abrechnung nach dem Kriegsende; die Täter mit einem Mantel des Schweigens geschützt worden. Die meisten von ihnen leben nun nicht mehr. Das ist kein Grund, die Forschungen ruhen zu lassen. Es ist an der Zeit, hier Geschichte nach- und aufzuholen. In Stuttgart ist ein nachahmenswerter Anfang gemacht worden.
Gabriele Prein in «Informationen. Wissenschaftliche Zeitung des Studienkreises Deutscher Widerstand 1933–1945», Nr. 71
Es ist die konsequente Fortsetzung lokaler Geschichtsschreibung, die Antworten sucht auf die Frage, was ist in der Region in der Zeit 1933 bis 1945 geschehen, wer waren Täter, wer waren Zeugen, wer waren Mitläufer, was ist mit den menschen nach 1945 passiert?
Siegmund Drexler in «Hessisches Ärzteblatt», 2/2010
Verdienst des Werks ist es, den Verbrechen, die zur Zeit der NS-Diktatur in Stuttgart von Stuttgartern begangen wurden, ein Gesicht zu geben.
Michaela Weber in «Schwäbische Heimat», 4/2010