Am 19. Februar 1931 wird die Ärztin Dr. Else Kienle in Stuttgart verhaftet. Ihr wird zur Last gelegt, in mehr als 200 Fällen gewerbsmäßig Abtreibungen vorgenommen zu haben, sieben Wochen später kommt sie nach einem Hungerstreik wieder frei.
Ein Jahr darauf erscheint ihr Buch Frauen – Aus dem Tagebuch einer Ärztin, eine einfühlsame und engagierte Abrechnung mit bürgerlicher Scheinmoral, dem § 218 und der Männerjustiz. Dabei stellt Else Kienle fest: «Arzt und Richter – die beiden Berufe sind feindlich und müssen es wohl sein. Sie sind durch eine unüberbrückbare Kluft voneinander getrennt».
Ein Gericht hat Jahre später klargemacht, dass dieser Satz auch heute noch uneingeschränkt gilt. Der damals betroffene Memminger Frauenarzt Dr. Horst Theissen schildert im Vorwort die historische Kontinuität.