Tauchen Begriffe wie „Dekonstruktion“, „Diskurs“ oder „heterosexuelle Matrix“ in Diskussionen auf, dann können sich rasch die Fronten verhärten, ist die Andere als „Postmoderne“ oder „Poststrukturalistin“ identifiziert. Damit verbunden sind nicht selten drastische Vorwürfe: Affirmation des Neoliberalismus, Kulturrelativismus oder bodenlose Vernunftskritik, der zeitgenössische Ausdruck der Gegenaufklärung, die theoretische Vorbereitung der kommenden Barbarei. In der Jagd nach diesem Gespenst vereinigen sich Lager, die sich sonst spinnefeind sind: ob nun die orthodoxe Marxistin, die kritische Theoretikerin oder die bürgerliche Philosophin.
Gleichzeitig haben „poststrukturalistische“ Theorieansätze auf vielfältige Weise Impulse für die Entwicklung emanzipatorischer Debatten und Praktiken gegeben, indem sie ihr Scheitern oder Erstarren reflektierten, andere Praktiken der Subversion erprobten und infrage stellten, was Aufklärung, revolutionäre Veränderung oder Emanzipation gegenwärtig bedeuten.
Wenn wir für uns in Anspruch nehmen, kritisch zu sein, dann können wir uns in diesem Konflikt nicht mit der eigenen Vorentschiedenheit zufrieden geben, sondern müssen sie auf die Probe stellen. Dafür bietet sich diese Einführung an.
Sie bringt Theoretiker*innen den Lesenden näher, die gemeinhin als „poststrukturalistische“ angeführt werden: Blanchot, Lyotard, Foucault, Deleuze und Guattari, Derrida, Nancy, Lacoue-Labarthe, Kofman, Spivak und Butler. Dabei wird sich zeigen, dass der Begriff „Poststrukturalismus“ Theorien vereinigt, die nicht nur unterschiedliche Gemeinsamkeiten und entscheidende Differenzen aufweisen, sondern sich auch gegenseitig kritisieren. Damit steht auch zur Debatte, wo der Begriff des „Poststrukturalismus“ sinnvoll gebraucht werden kann und wo er eine erhellende Auseinandersetzung erschwert.
In der Einführung wird die Geschichte dieser Theorieansätze, ihr Wirken in regressiven und emanzipatorischen Praxen dargestellt und mehr noch: Welche Impulse von ihnen ausgehen, damit wir theoretisch wieder so etwas treffen, dass es praktisch turbulenter wird.