Facebook
Facebook
Youtube
Instagram

Aber Aló, Presidente!

Auf dem EU-Lateinamerika-Gipfel in Lima am 16. Mai 2008, dessen inhaltliche Schwerpunkte die Armutsbekämpfung und der Klimaschutz waren, reichten sich Chávez und Merkel schließlich doch die Hand.
Noch wenige Stunden vor dem Zusammentreffen beschimpfte Venezuelas Präsident Chávez Kanzlerin Merkel. Der deutschen Regierungschefin, so Hugo Chávez fehle es an allem, «sogar an der Vernunft».
Zum Auftakt des Treffens in Lima ging der venezolanische Präsident jedoch gleich zwei Mal auf Merkel zu und versicherte ihr, er habe sie nicht beleidigen wollen. Aus Merkels Umfeld wurde verlautet, dass zwischen den Regierungschefs sogar «ein paar freundliche Sätze» ausgetauscht worden seien.
Ausgelöst wurde der Streit durch ein Interview, in dem Merkel Chávez das Recht absprach, die Interessen anderer lateinamerikanischer Staaten zu vertreten. Der venezolanische Präsident hatte sie daraufhin in die Nähe von Adolf Hitler gerückt.
Die Bundeskanzlerin hatte die Attacken nicht kommentiert sondern stattdessen versucht, sich deeskalierend zu verhalten: «Ich glaube, wir werden uns gut vertragen, und es wird ein guter EU-Lateinamerika-Gipfel».

Zu der Konferenz kamen 27 europäische und 33 lateinamerikanische Delegationen nach Peru. Aus den 27 EU-Mitgliedstaaten reisten 15 Staats- und Regierungschefs an. Die lateinamerikanischen und karibischen Staaten waren beinahe vollständig mit ihren Repräsentanten vertreten.

Frau Merkel versicherte in Lima, dass Deutschland seine Hilfszusagen für die Armutsbekämpfung einhalten werde. Auf einem Gipfelforum zu dem Thema erinnerte sie daran, dass die Vereinten Nationen sich zur Jahrtausendwende eine Halbierung der Zahl in extremer Armut lebender Menschen vorgenommen habe.

Chávez schlug einen gemeinsamen Hilfsfonds von Europäern und Lateinamerikanern vor, der arme Menschen mit Lebensmitteln und Medikamenten versorgen soll. Dieser Fond soll einen Umfang von einer Milliarde Dollar (entspricht 650 Millionen Euro) haben.

Offiziellen Schätzungen der WHO zufolge leben etwa 19 Prozent der Weltbevölkerung in extremer Armut. Das heißt, sie müssen mit weniger als einem US-Dollar am Tag auskommen. Betroffen sind weltweit rund eine Milliarde Menschen, davon etwa 47 Millionen in Lateinamerika. Das sind neun Prozent der Bevölkerung dieser Region.

In unserem soeben erschienenen zweiten Band «Grund- und Leistungskurs Klausuren» widmen sich eine Vielzahl an Zeitungsartikeln kritisch der Politik Chávez, der von ihm eingeführten Wirtschaftsgemeinschaft ALBA sowie dem sozialen Ungleichgewicht in Lateinamerika.

| |