Marx und die PhilosophieAngesichts der anhaltenden Krise des Kapitalismus und seiner ökologischen Zerstörungsdynamiken erscheint das Werk von Karl Marx wieder hochaktuell. Aber gilt das auch für seine philosophischen Sichtweisen? Marx und die Philosophie unternimmt eine kritische Rekonstruktion, die die marxschen Auffassungen aus ihren je spezifischen Kontexten heraus versteht und zu gegenwärtigen Debatten der Philosophie und Sozialtheorie in Beziehung setzt. Indem Marx den üblichen Rezeptionsmustern entrissen wird, kommt ein philosophischer Ansatz zum Vorschein, den das Buch als «Reflexivitätsmaterialismus» und «realistische Sozialphilosophie» beschreibt. Jenseits der Geschichtsphilosophie des historischen Materialismus, so wird gezeigt, besitzen sowohl der «wissenschaftlich-materialistische» als auch der «ethisch-politische Marx» eine neue Plausibilität – und sind im Übrigen auch keineswegs miteinander unvereinbar Medienstimmen:... eine der besten philosophischen Einführungen in das Werk von Karl Marx ...
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Michael Quante in «Zeitschrift für philosophische Literatur» Lindner deals with Marx very honestly. He does not try to hide Marx's failures (whether they concern his political decisions, his scientific work or his personality). Additionally, the book cover deserves a compliment. Choosing a scene from Monty Python's sketch portraying Marx and other philosophers playing soccer shows that Lindner does not take himself or his topic deadly seriously. The main strength of this book, however, is its complexity. The reader gets an impression of the wide range of topics Marx worked on, his different methodological approaches and more importantly the continuities and breaks within his work. Throughout, Lindner shows an extensive knowledge of Marx's writings, including articles usually not recognized. For that reason Marx und die Philosophie can be recommended to those already familiar with Marx and interested in the development of the German Marxian discourse of recent years. Jule Ehms, Marx and philosophy society Damit erschließt Lindner Marx als nicht mehr auf den HistoMat beengt fokussierten Geschichtsphilosophen, sondern eröffnet ein weites Feld für die Sozialphilosophie, die gerade in der heutigen Zeit auf eine überfällige Renaissance wartet, sich aber dazu mit praxiskompatiblen und philosophisch relevanten Wortmeldungen dazu empfehlen muss. Lindner leistet mit seinem Werk einen nicht überhörenden Beitrag dazu. RehZensionen Hochsommer 2016 »Das Kapital« bietet für Lindner dagegen ein sozialwissenschaftlich äußerst reflektiertes Vorgehen, das ein tragfähiges Modell von Gesellschaftskritik und eine oft zu wenig berücksichtigte Konzeption des ‚guten Lebens’ beinhalte. An der Marxschen Ökonomiekritik dockt der Autor daher seinen Versuch an, Marx’ »Überlegungen zu einer realistischen Sozialphilosophie jenseits ihrer geschichtsphilosophischen Tendenzen zu aktualisieren«. Dafür werden die drei im Untertitel als »wissenschaftlicher Realismus, ethischer Perfektionismus und kritische Sozialtheorie« gefassten Perspektiven eingenommen. Diese breiten intellektuellen Bezüge machen neben der systematischen Auseinandersetzung nicht nur die Faszination, sondern auch die Innovation des Buches aus. Die meisten deutschen Auseinandersetzungen mit Marx könnten sich von Lindners konsequenter Berücksichtigung internationaler Debattenbeiträge – auch solcher aus dem globalen Süden – eine Scheibe abschneiden. Kolja Lindner in «Blätter des IZ3W» Die vergangenen Krisenjahre haben nicht zuletzt eine erneute Hochkonjunktur der Rezeption von Marx mit sich gebracht, in der dieser wieder selbstbewusst als Stichwortgeber für eine Sozialkritik und die Analyse von Wirtschaft und Gesellschaft herangezogen wird. Gleichzeitig bleiben aber die alten Schwierigkeiten – die man gemeinhin heranzitierte, um den Tod Marx' zu beschwören – im Umgang mit seinem Werk erhalten: dazu gehört eine paternalistische Philosophiekonzeption des jungen Marx oder aber der deterministische Impetus seiner Geschichtsphilosophie. Lindner nimmt dies zum Anlass einer detaillierten Aufarbeitung des umfangreichen wie unabgeschlossenen und heterogenen Werkes. Aus drei Perspektiven blickt er auf Marx’ philosophisches System – aus einer wissenschaftstheoretischen, ethischen und dekonstruktiven – und findet diesen so als einen ethisch perfektionistischen, anti‑essentialistischen Realisten vor. Diese Einschätzung, mit der Lindner viele der Standardvorwürfe gegen Marx zurückweisen kann, plausibilisiert sich an der Periodisierung von dessen Werk, die gleichzeitig Lindners Auseinandersetzung strukturiert. So wird klar, wie sich der junge Marx vom Junghegelianismus und seiner ersten Philosophiekritik ab‑ und dem Sozialismus zuwendet, indem «er sich nun für immanente Kritik ausspricht» (89). Diese Bewegung hin zu einer realistischen Sozialphilosophie beschreibe dabei, so Lindner, eine grundlegende Revision Marx’ eigener Annahmen. Ebenso stehe auch seine Geschichtsphilosophie in einem Spannungsverhältnis zu seiner Sozialphilosophie, die grundsätzlich kontingenzoffen zu fassen sei, aber immer wieder in eine Schließung umschlage, die sie selbst zu vermeiden anmahne. Diese oft vorgebrachten negativen Implikationen des Historischen Materialismus ließen sich aber von Marx’ Denken ablösen – „eine Ablösung, die Marx in seinem Spätwerk selbst vollzogen hat“ (187). Über eine lange Phase der streng wissenschaftlichen Arbeit im Londoner Exil habe Marx so die Grundlage für seine Analyse und Kritik der politischen Ökonomie geschaffen, die schließlich seinen historischen Materialismus vollends überwinde. Lindners auf diesem Wege „der Komplexität des marxschen Werkes angemessene philosophische Deutung“ (387) ermöglicht schließlich einen produktiven Anschluss an eine plurale kritische Sozialtheorie, indem sie die deterministischen Tendenzen in Marx' Werk aufzeigt und mit ihm selbst entkräftet. Somit kann Lindner zeigen, wie plausibel und fruchtbar eine Auseinandersetzung im Anschluss an Marx geführt werden kann. Alexander Struwe (AST) Portal für Politikwissenschaften, 22.8.2013 Urs Lindner stellt den «Philosophen Marx» in den Mittelpunkt und zeigt Wege, sich mit ihm auch im Blick auf die Krisenlagen der Gegenwart auseinanderzusetzen und Impulse für philosophisches Denken zu finden. Das Buch lohnt die Auseinandersetzung - in erster Linie für Studierende und Lehrkräfte, durchaus aber auch für fortgeschrittene Schülerinnen der Sekundarstufe II - z.B. in den Leistungskursen Politik. Hessischer Bildungsserver, Oktober 2013 |
Lindner, Urs: Marx und die Philosophie Wissenschaftlicher Realismus,eth. Perfektionismus, krit. Sozialtheorie 2013 Buch 424 Seiten, kartoniert Schmetterling ISBN 3-89657-060-9 29,80 EUR (inkl. MwSt., zzgl. Porto)
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