VON FAULEN SÄCKEN UND SUPERHELDEN ...
Neulich an einem Strand in Portugal. Ich stehe gemütlich mit einer neuen Bekanntschaft mit den Füßen im Wasser und schaue den Kindern beim Spielen in den Wellen zu. Die Unterhaltung driftet vor sich hin, bis wir plötzlich bei Berufen angelangt sind. Ich frage: «Was machst du eigentlich?» Antwort: «Ich bin Regieassistentin … und du?» – «Ich bin Lehrer.» Darauf die ernst gemeinte Erwiderung: «Ach Mann, ich hätte auch mal was Einfaches machen sollen ...»
In der Tat sind falsche Vorstellungen vom Lehrerberuf noch immer sehr weit verbreitet: Das Bild von faulen Säcken, die morgens Recht und nachmittags ihre Ruhe haben und eigentlich die ganze Zeit entspannt Ferien genießen, hält sich hartnäckig in der Gesellschaft. Selbst Berufsanfänger wie z.B. Referendare, VertretungslehrerInnen ohne abgeschlossene Berufsausbildung oder sogenannte Quereinsteiger sind sich der mannigfaltigen Belastungen, die auf sie zukommen, sobald sie das erste Mal das Schulgebäude betreten, nicht bewusst.
Man erinnert sich an seine eigenen Lehrer und Lehrerinnen, den Unterricht, den man mehr oder weniger genossen hat, und denkt sich: «So schwer kann das ja nicht sein … und es ist ja nur halbtags.» Doch das ist ein massiver Denkfehler: Der Lehrerberuf ist eine sehr belastende Tätigkeit voller ungeahnter Herausforderungen, Stressfaktoren und Klippen, die es zu umschiffen gilt. Ein Lehrer soll heutzutage Pädagoge, Psychologe, Erzieher, Konfliktmanager, Copyshop-Mitarbeiter, Vorbild, Verwaltungsmitarbeiter, Reiseleiter und exzellenter Wissens- und Kompetenzvermittler sein, um nur einige der Tätigkeitsfelder zu nennen, mit denen man sich als Lehrkraft täglich herumschlägt. Dabei soll man Schülern, Eltern, Kollegen, der Schulleitung, dem Hausmeister, den Cafeteria-Mitarbeitern und den SekretärInnen gegenüber stets freundlich und zuvorkommend, unvoreingenommen und offen gegenübertreten – egal welchen Belastungen, Stressfaktoren oder gar Anfeindungen man gerade ausgesetzt ist.
Wie kann man das alles schaffen? Wie kann man zudem noch eine gute Lehrkraft sein und sich den Spaß am Beruf (und am Privatleben) erhalten? Das Handbuch «Erste Hilfe für das Referendariat und die Berufseinstiegsphase Spanisch» unterstützt junge Lehrkräfte genau bei diesen Fragen, zeigt Taktiken und Strategien auf, um den anstrengenden Alltag vom ersten Moment an zu bewältigen. Dabei spielen Themen wie die ersten Tage an der neuen Schule oder Unterrichtsmanagement genauso eine Rolle wie das Handwerkszeug des Lehrers, das Planen und Gestalten von Unterricht, welches in der gesamten Bandbreite der Thematik behandelt wird. Tipps und Tricks, Checklisten, Merkzettel, Methodenlisten und exemplarische Stundenverlaufspläne können als Hilfe zur eigenen Professionalisierung herangezogen werden. Dabei verzichtet das Handbuch auf theoretische Herleitungen und Ausführungen, sondern beschäftigt sich lösungsorientiert mit dem Wesentlichen.
Gleichermaßen wie Batman sich nur nach jahrelanger akribischster Vorbereitung in den Kampf gegen das Verbrechen wirft, so ist auch der Lehrerberuf ein Beruf, in dem man Professionalität nur durch präzise Anleitung und Ausbildung erlangen kann. Für alle, die sich dieser Herausforderung stellen wollen, ist das Handbuch genau das: eine erste Hilfe auf einem beschwerlichen, aber letztlich erfüllenden Weg.
Ramin Azadian